Eine vielfach verwendete Definition zur  Beweglichkeit geht auf Martin, Carl und Lehnertz (1993, S. 147) zurück:

„Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen willkürlich und gezielt mit der erforderlichen bzw. optimalen Schwingungsweite der beteiligten Gelenke ausführen zu können.“

Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. (1993). Handbuch Trainingslehre. Schorndorf: Hofmann.

Da die aktiv-dynamische Beweglichkeit die  am häufigsten zu beobachtende Erscheinungsform der Beweglichkeit ist, wird diese Definition als erster Zugang genutzt, sollte aber aus drei Gründen erweitert werden.

1.    Sie erfasst nicht explizit die passiv-statische Beweglichkeit, die häufig im Beweglichkeitstraining vorkommt, wenn ein Sportler von einem Partner gedehnt und eine Beweglichkeitsdiagnostik durchgeführt wird.

2.    Wie Messungen zeigen, spielt die Fähigkeit und Bereitschaft, Dehnbelastungen (Schmerzen) zu tolerieren, für die Beweglichkeitsleistung eine große Rolle. Ob der Turnerin der Spagat leicht gelingt oder aufgrund der Dehnschmerzen nur mit großer Anstrengung, die man ihr dann ggf. auch ansieht, ist Beleg dafür, dass dies auch in der Sportpraxis eine Rolle spielt.

3.   Die Definition erfasst nicht die Frage, mit welchem Dehnungswiderstand die Bewegung durchgeführt wird. Dieser ergibt sich aus der
a) neuromuskulären Aktivität (Dehnreflexe) und der
b) passiven Spannung der serienelastischen Elemente (vor allem Titin) oder anderer Strukturen (Bänder, Gelenkkapsel).
Wenn z. B. das Vorschwingen der Arme beim Delphinschwimmen nur unter großem Krafteinsatz eher bemüht und verkrampft gelingt, leidet die Technik und die Leistung.

Aus diesen drei Gründen ergibt sich folgende erweiterte Definition:

„Beweglichkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen und Haltungen über die anatomisch mögliche Bewegungsreichweite der beteiligten Gelenke und Muskeln ausführen bzw. einnehmen zu können und dies bei einem annehmbaren, nicht schmerzhaften Dehngefühl und gegen einen submaximalen, nicht hinderlichen Dehnwiderstand.“ (Klee, 2017, S. 225)

Klee, A. (2017). Beweglichkeit und Beweglichkeitstraining. In: Hottenrott, K. & Seidel, I. (Hrsg.). Handbuch Trainingswissenschaft/Trainingslehre. Hofmann, Schorndorf. S. 225-239.

Mobility is the ability to perform or assume movements and postures through the anatomically possible range of motion of the joints and muscles involved and to do so with an acceptable, non-painful feeling of stretching and against a submaximal, non-obstructive stretch resistance.

Aber auch diese Definition kann aufgrund des Gebots der Kürze nicht alle Einflussfaktoren berücksichtigen. Wer es etwas differenzierter mag, wird hier fündig:

Wiemann, K. / Klee, A. (1999b): Dehnen und Stretching - Effekte, Methoden, Hin­weise für die Praxis. In: Sportpraxis, 40, Teil 1: Heft 3, S. 8 – 12, Teil 2: Heft 4, S. 37 ‑ 41.

und am aktuellsten und ausführlichsten hier

 

Veränderung der Beweglichkeit (Hüftwinkel) und der Dehnungsspannung durch Kurzzeitdehnen

Abb.: Die Veränderung der Beweglichkeit (Hüftwinkel) und der Dehnungsspannung durch Kurzzeitdehnen

Zum Zusammenhang von Bewegungsreichweite und Dehnungsspannung

(1) Sowohl kurzfristige Dehnprogramme als auch Langzeitdehnen über mehrere Wochen vergrößern die Bewegungsreichweite. Diese Wirkung bleibt viele Minuten bis zu einer Stunde, nach einem Langzeitdehnprogramm sogar wochen- bis monatelang bestehen.

(2) Da in beiden Fällen auch die maximale Dehnungsspannung steigt, kann gefolgert werden, dass größere Bewegungsreichweiten erreicht werden, weil man sich intensiver dehnt, bzw. dehnen lässt, d. h. mit mehr Kraft, so dass die Steigerung der Bewegungsreichweite durch eine gesteigerte Toleranz gegenüber dem Dehngefühl(schmerz) zu begründen ist.

(3) Die submaximale Dehnungsspannung bei z. B. 70° Hüftwinkel sinkt nur beim Kurzeitdehnen, nicht beim Langzeitdehnen.

Es ergibt sich also der folgende etwas widersinnige Zusammenhang:
Je mehr Dehnungsspannung (-schmerzen) jemand bereit ist zu tolerieren, umso „beweglicher“ ist er.

Um eine Beweglichkeitsleistung beurteilen zu können, reicht es also nicht, die Winkel in den Gelenken zu messen, sondern es muss auch die Dehnungsspannung gemessen werden. So können zwei Sportler einen Spagat machen, sich aber unterschiedlich stark anstrengen und somit unterschiedliche Dehnungsspannungen und –schmerzen überwinden.